Kein Fußbreit den Faschisten – seit mehr als 60 Jahren
Heute vor 60 Jahren – am 6. März 1961 – wurde hierzulande der Bund Nationaler Studenten (BNS) verboten. Eine Organisation, die im Sommersemester 1956 in Heidelberg gegründet wurde, vor allem an der Juristischen Fakultät vertreten war und schon bald Ortsgruppen in vielerlei Städten unterhielt. Ihr Programm: Geschichtsrevisionismus, Elitismus und ein biologistisches Weltbild, das nahtlos an die NS-Zeit anknüpfte. Ihr Ziel: Die damals weitestgehend unpolitische Studierendenschaft für dieses völkisch-faschistische Gedankengut zu ködern.
Rückblickend handelte es sich dabei keineswegs nur um eine “kaum Beachtung” verdienende, “winzige Sekte von jugendlichen Studenten mit chauvinistischen Ideen verstaubter Sorte”, wie die FAZ seinerzeit meinte, sondern um “eine der aktivsten und radikalisiertesten Kaderorganisationen des Rechtsextremismus der Fünfzigerjahre”.¹ Einige der Gründergestalten mischten später u.a. bei der NPD mit und gehörten zeitweise sogar dem baden-württembergischen Landtag an.
Umso erfreulicher, dass diese Nachwuchsnazis hier in Heidelberg von Anfang an einen schweren Stand hatten. Universitätsadministration und AStA, linke wie konservative Studierende waren in der entschiedenen Gegnerschaft vereint – wobei just der RCDS in Form von Bernhard Schöning den wohl aktivsten Widersacher stellte, der für sein antifaschistisches Engagement sogar in der Mensa verprügelt wurde.² Ein Einschüchterungsversuch, der erfolglos blieb und erst recht zur Unpopularität und dem Niedergang des BNS beitrug.
Warum diese bemerkenswerte Episode, dieser lagerübergreifende Schulterschluss gegen den Faschismus, irgendwie trotzdem nicht als Erfolgsgeschichte gelten kann? Zum einen, weil gerade der Angriff auf Schöning (und vor allem: der Freispruch der Täter) einmal mehr verdeutlicht, wie sehr die Justiz damals von Altnazis durchsetzt war.³ Stunde Null? Von wegen. Und zum anderen, weil wir im Zuge der Causa Normannia daran erinnert wurden, dass es auch in der Gegenwart – und auch an unserer Uni – immer noch selbsternannte “Hitler-Leute” gibt…
¹ So etwa Peter Dudek in seiner ausgesprochen lesenswerten Fallstudie bzw. Habilitationsschrift über den BNS: [https://katalog.ub.uni-heidelberg.de/titel/3412070]
² Sehr empfehlenswert ist dabei ein knapp neunminütiger Beitrag aus der SWR-Abendschau vom 30.07.1959, in dem neben Schöning und dem damaligen AStA-Vorsitzenden auch ein BNSler zu Wort kommt:
³ Siehe dazu z.B. den folgenden Artikel des Historikers Rudolf Walther: [https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/1959-rechts-blind]
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