PM: „Lernen am Limit“-Aktionstag am 30.10.

„Wir können alles außer Hochschulfinanzierung” könnte das Resümee der Verhandlungen über den neuen Hochschulfinanzierungsvertrag lauten. In den letzten 20 Jahren sind die Studierendenzahlen und die Anforderungen an die Universitäten deutlich gestiegen. Das Einzige, was nicht deutlich gestiegen ist, ist die Finanzierung der Universitäten. Das Land zahlt heute inflationsbereinigt 33 % weniger pro Studierender/-m – in Zahlen: 3.540 Euro weniger – an die Universitäten als noch vor zwanzig Jahren.[1] Von den 172 Mio. Euro, die die baden-württembergischen Universitäten als Zusatzbedarf errechnet haben, will das Land nach aktuellem Stand nur 8 Mio. Euro zur Verfügung stellen.[2]

Henrike Arnold, Außenreferentin des StuRa, kritisiert: „Die Folgen der Unterfinanzierung der Universitäten sind gravierend: Seminare sind regelmäßig überfüllt, Räume zu klein, das Betreuungsverhältnis, also die Relation zwischen Dozierenden und Studierenden, schlecht. Lehre und Forschung finden oft in maroden, renovierungsbedürftigen Gebäuden statt. Schon jetzt sind die Studienbedingungen an baden-württembergischen Universitäten problematisch und die Qualität des Studiums leidet. Man mag sich nicht ausmalen, wie die Situation in zehn Jahren sein wird, wenn die Unterfinanzierung der Universitäten andauert.”

Marc Baltrun, Außenreferent des StuRa, fügt hinzu: „Auch die Arbeitsbedingungen an den Universitäten sind in vielen Fällen prekär: So hat eine Befragung der Mittelbauinitiative Mannheim und Heidelberg 2017 ergeben, dass 86 % der Befragten auch nach der Promotion befristet beschäftigt sind. Promovierende haben in vielen Fällen 50%-Stellen, arbeiten aber beinahe Vollzeit. Überstunden häufen sich zwar an, werden aber nicht abgegolten.[3] Das hat sowohl fatale Folgen für die Arbeitszufriedenheit und das Stressempfinden der Dozierenden – mit anderen Worten: die psychische Gesundheit – als auch für die Studierenden: Unter dem hohen Druck leidet die Betreuung der Studierenden bei Referaten, Haus- und Abschlussarbeiten.”

Alice Luva, Referentin für Politische Bildung des StuRa, erklärt: „Wenn die Unterfinanzierung der Universitäten nicht behoben wird, steht zu befürchten, dass Studienplätze in größerem Umfang abgebaut werden.[4] Das kann dazu führen, dass noch mehr Studiengänge mit einem Numerus Clausus belegt werden. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Angebote der Universität, die die Diversität der Studierenden fördern, gekürzt werden. So könnte der Zugang zur Universität für seh-, hör- und mobilitätsbeeinträchtigte Studierende weiter erschwert werden, wenn nun noch weniger Mittel zur Verfügung stünden.”

Felix Diener, Mitorganisator des Aktionstags, gibt zu bedenken: „Wenn wir in Baden-Württemberg Universitäten haben wollen, die gerüstet sind für die Zukunft, muss die Landesregierung ihnen deutlich mehr Geld zur Verfügung stellen! Kein Geld ist besser investiert als das in die Bildung. Deshalb haben wir uns auf Landesebene mit den anderen Studierendenschaften zusammengeschlossen, um am 30.10. gemeinsam an mehreren Standorten für eine bessere Hochschulfinanzierung und für zukunftsfähige Hochschulen zu demonstrieren!”

Die Demonstration in Heidelberg beginnt am Mittwoch, 30.10., um 14 Uhr auf dem Universitätsplatz. Um 16 Uhr folgt ein Workshop sowie um 18 Uhr eine Podiumsdiskussion in Hörsaal 14 der Neuen Universität zum Thema “Die Ökonomisierung der Hochschulen – was ist das und was macht das?”, an der Leonie Ackermann vom fzs, Torsten Bultmann vom BdWi und Dirk Theile von der Mittelbauinitiative Heidelberg teilnehmen.

Mehr Infos zur landesweiten Kampagne finden Sie unter https://hochgeschult-kaputtgespart.de/.

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte per E-Mail an aussen@stura.uni-heidelberg.de oder telefonisch an das StuRa-Büro unter 06221/542456.
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Quellen:
[1] https://nosciencenofuture.de/unterfinanz.php.
[2] https://www.lrk-bw.de/index.php/hochschulfinanzierung-2021, PM der LRK vom 17.10.19: https://www.lrk-bw.de/index.php/pressemitteilungen.
[3] “Zwischen vertraglichen Zwängen und beruflicher Autonomie”, bildung & wissenschaft 9/2018, S. 38f.
[4] PM der LRK vom 27.8.19: https://www.lrk-bw.de/index.php/pressemitteilungen.